Kulturelles Erbe in saarländischen Dörfern kämpfen ums Überleben

Ackermann´s Haus in Püttlingen / Herchenbach sucht Retter

Im Rahmen des saarländischen Bauernhauswettbewerbes sind innerhalb der letzten 30 Jahre in der Region Saarbrücken eine beachtliche Anzahl von hervorragend sanierten alten Bauernhäusern mit Preisen ausgezeichnet worden. Diese "Perlen" der überlieferten dörflichen Baukultur sind durch das Engagement beherzter Menschen in die Gegenwart gerettet worden. Es lässt sich auch nicht darüber hinwegsehen, dass diese beispielgebenden Projekte einer gelungen Sanierung und Nutzung Einzelfälle sind.
Doch in fast jedem Dorf in der Region Saarbrücken - aber auch im gesamten Saarland, Lothringen und in der Pfalz - stehen historische Bauernhäuser leer und verkommen vor unsern Augen. Vielfach werden sie als Schandflecke abgestempelt und sind im Dorfgefüge früher oder später zum Abbruch verdammt. Warum stagnieren das Interesse und der Mut, dieses kulturelle Erbe zu erhalten. Liegt es an der Angst vor den Kosten, was durchaus verständlich wäre. Möglicherweise liegt es aber auch am [öffentlichen] Bewusstsein für den besonderen Wert, den dieses kulturelle Erbe der Landwirtschaft unser Vorväter in den Dörfern in sich trägt?
Vielleicht ist noch nicht angekommen, welche Triebkräfte eines zukunftsfähigen und identitätsstiftenden Wandels mit dem Erhalt und der adäquaten Nutzung der noch erhaltenen baulichen Erben unserer Vorfahren in den Dörfern ausgelöst werden kann? Insbesondere dann, wenn dadurch auch eine neue qualitätsvolle regionale Baukultur inspiriert wird? Woher kommt die Angst oder das Unvermögen, dass solche Projekte in Zeiten europäischer Fördertöpfe, die zur Inwertsetzung ländlicher Räume in Brüssel geschmiedet werden, so gut wie nicht in Erwägung gezogen werden? Und bestätigen nicht touristische Gutachten und Strategien, dass gerade ländliche Räume ohne kulturelles Erbe und regionale Baukultur auf Dauer veröden?
Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erahnen, was beispielsweise ein qualitätsvolles Musterprojekt in jedem saarländischen Landkreis bewirken könnte. Ein Musterhaus, das Modell steht und anschaulich vermittelt, dass gegenwartsbezogene, regionale Baukultur und ihre historischen Vorbilder Hand in Hand in eine gemeinsame und damit nachhaltige Zukunft gehen. Breits mit Aufruf zum letzten Wettbewerb, wurde im Regionalverband Saarbrücken damit begonnen, vom Untergang bedrohte Baukultur unserer Vorväter und Modellgeber auf dem Lande, fotografisch zu dokumentieren. "Vergessen" lautet der Titel des Projektes. Geplant ist eine Dokumentation und eine Ausstellung die den Wert, den die historischen Bauernhäuser für die Identität der Dörfer und ihre Region bis heute hat, reflektiert. Ungeachtet davon, dass diese Bauwerke der dörflichen Idylle und dem Tourismus von Nutzen sind, machen sie die Geburt und Entwicklung unserer Dörfer erst verstehbar und lesbar. Jedes abgebrochene Haus hinterlässt jedoch eine irreversible Leerstelle in dieser Geschichte. Noch schlimmer ist, dass ein Abbruch künftigen Generationen die Identifizierung mit diesem kulturellen Erbe und die Chance einer Nutzung unter anderen, vielleicht sogar besseren Rahmenbedingungen, verwehrt.
Der Aufruf "Saarländische Bauernhäuser - Zeugnisse unserer Heimat" sollte insofern nicht als Einbahnstraße für die Würdigung von gut sanierten Bauernhäusern jenseits der Gefahrenzone verstanden werden. Vielmehr auch als Chance, für einen neuen Blick auf den unschätzbaren Wert, der versteckt hinter den vernachlässigten Gesichtern der vergessenen Bauernhäuser liegt.
Ein aktuelles Beispiel im Regionalverband Saarbrücken könnte durch einen neuen Eigentümer zu neuem Leben erwachen: Mitten im alten Ortskern von Püttlingen / Herchenbach, am Rande der Saarlouiser Straße, schlummert ein Kleinod der ländlichen Baukultur im Saarland: ein stattliches Bauernhaus in qualitätsvoller, regionaltypischer Bauweise. "Ackermann´s Haus". Das ehrwürdige Bauwerk lässt jeden Betrachter nachspüren, was war und warum es war. Es fragt nach dem Gestern und Heute.
Nach reiflicher Überlegung hat sich die Eigentümerfamilie jetzt - schweren Herzens - dazu entschlossen, das alte Bauernhaus nebst dem umliegenden Grundstück zu verkaufen. Dringend wird also ein Interessent gesucht, denn falls sich keine neuen Eigentümer finden, wird im schlimmsten Fall auch ein Abriss in Betracht gezogen.
Die Situation vor Ort wäre ideal geeignet ein Modellprojekt für die regionale ländliche Baukultur ins Leben zu rufen. Erste Entwurfsideen für die Erhaltung des alten Bauernhauses und einen zugehörigen regionaltypischen Neubau wurden bereits von einer kleinen Arbeitsgruppe entwickelt.
Mit etwas Mut und Glück könnte mit einem ambitionieren neuen Eigentümer erreicht werden, dass ein wichtiges baukulturelles Erbe des Ortes und der Region vom Abbruch verschont bleibt, zumindest für die Zukunft gesichert, im idealen Fall sukzessive behutsam saniert wird.

Interessenten können sich beim <link mail ein fenster zum versenden der>Regionalverband Saarbrücken und bei der Eigentümerfamilie Armin Ackermann, Tel. 06 80 6 30 69 98 melden.