Mit Prävention verstärkt gegen Kinderarmut vorgehen

Experten informierten auf Fachtagung von AWO und Regionalverband

Mit 180 Teilnehmern war der große Saal im vhs-Zentrum am Schlossplatz bis zum letzten Platz gefüllt. Der Regionalverband Saarbrücken und der AWO Landesverband Saarland hatten zur Fachtagung „Aufwachsen im Wohlergehen - bei leeren Kassen?“ eingeladen. Namhafte Experten befassten sich dort beispielsweise damit, wie die Chancengerechtigkeit von Kindern verbessert und vor allem wie mehr gegen Kinderarmut getan werden kann.

Nahezu jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut oder ist von Armut bedroht. Der Regionalverband Saarbrücken ist davon überdurchschnittlich stark betroffen: Dort gilt das für jedes vierte Kind. Wie Regionalverbandsdirektor Peter Gillo zur Eröffnung der Tagung sagte, könne das Jugendamt die vorhandene Armut nicht aus der Welt schaffen, aber gemeinsam mit Partnern könne man zumindest den Auswirkungen von Kinderarmut begegnen.

Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Universität Gießen stellte in ihrem Vortrag heraus, dass die Soziale Arbeit im Jugendhilfebereich nicht nur Geld koste, sondern dass gerade die frühzeitige, präventive Hilfe sowohl einen gesellschaftlichen als auch einen finanziellen Nutzen bringe. Je früher Risiken erkannt und Benachteiligungen aufgefangen würden, desto eher könnten Gefährdungen des Kindeswohls, deren Folgen und dadurch entstehende gesellschaftliche Folgekosten vermindert werden.

Genau diesen Anspruch setzt das Präventionsprogramm „Frühe Hilfen“ um, das das Jugendamt und Gesundheitsamt des Regionalverbandes gemeinsam durchführen. Im Übergang zur Elternschaft sind Familien Hilfeangeboten besonders offen gegenüber eingestellt. Speziell ausgebildete Familienhebammen bieten hier Hilfen an und können so bei Problemlagen helfen, bevor diese sich verfestigen. In vielen Fällen bleibt so eine teure und schwierige Behandlung der Folgen – im Schlimmsten Falle einer Gefährdung des Kindeswohls – aus.

Wichtig ist, so Peter Gillo, eine lückenlose Präventionskette anzubieten. Dazu gehören neben den Frühen Hilfen zum Beispiel auch die vier Kinderhäuser im Regionalverband, die Förderung der Gemeinwesenprojekte in den Stadtteilen, der Ausbau der Kindertagesbetreuung und der Ganztagsschulen, die Schulsozialarbeit bis hin zu den 16 Jugendzentren. Peter Gillo weiter: „Nachhaltige Jugendhilfe bedeutet vor allem präventive Jugendhilfe. Wir müssen früh ansetzen, um Wirksamkeit entfalten zu können. Deshalb braucht Jugendhilfe immer auch einen Freiraum für Prävention, trotz der großen Summen, die in die reaktiven Hilfen nach wie vor fließen müssen.“