Gillo fordert auf Arbeitskammer-Forum erneut Dritten Arbeitsmarkt

Regionalverbandsdirektor zieht Bilanz zu 10 Jahren Hartz IV im Regionalverband

Auf dem Forum der Arbeitskammer zum Thema „Zehn Jahre Hartz IV“ hat Regionalverbandsdirektor Peter Gillo erneut gefordert, einen Dritten Arbeitsmarkt zur Integration von Langzeitarbeitslosen zu schaffen. Dieser sei auch finanzierbar, wie Gillo in seinem Vortrag im Großen Saal der Arbeitskammer betonte.

Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe vor zehn Jahren sei ein sinnvoller und notwendiger Schritt gewesen. So hätten durch die Reform zum Beispiel alle erwerbsfähigen arbeitslosen Menschen den gleichen Anspruch auf Eingliederungsleistungen erhalten. Auch hätten die Bundesagentur für Arbeit und die Kommunen ihre Stärken gebündelt und voneinander profitiert. Und allein das Jobcenter im Regionalverband integriere jährlich über 6.000 Menschen in den Arbeitsmarkt. Diesem Erfolg stünde jedoch gegenüber, dass von den rund 38.000 Hartz IV-Beziehern im Regionalverband fast die Hälfte bereits seit mindestens vier Jahren Leistungen erhält. „Je länger man also in dem System ist, desto schlechter sind die Chancen, wieder eine Stelle zu finden. Wir müssen uns eingestehen, dass nicht jeder wieder eine reguläre Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt finden wird“, folgert Gillo.

Für das langsame Heranführen an einen geregelten Arbeitstag seien eigentlich die sogenannten 1-Euro-Jobs gedacht. Doch gab es 2005 noch fast 2.800 dieser Arbeitsgelegenheiten im Regionalverband, stünden dem Jobcenter heute nur noch rund 800 Plätze zur Verfügung. Erschwerend käme hinzu, dass auch die Bürgerarbeit Ende 2014 eingestellt wurde. Für Gillo bleibt nur eine Lösung übrig, und zwar der über einen sogenannten Passiv-Aktiv-Tausch finanzierte Dritte Arbeitsmarkt: „Warum bezahlen wir nicht Arbeit statt Arbeitslosigkeit? Wenn wir das Geld nehmen, das derzeit eh im System Jobcenter verausgabt wird und die zusätzlichen Einnahmen berücksichtigen, die eine sozialversicherungspflichtige Stelle bringt, bleiben monatliche Mehrkosten von nur 88 Euro übrig. 88 Euro dafür, dass wir Menschen wieder eine Arbeit und eine Perspektive geben.“

Peter Gillo zeigte sich froh darüber, dass auch andere sich dieser Idee bereits angeschlossen haben. So hätte die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger bereits gefordert, das Saarland zur Modellregion für den Passiv-Aktiv-Tausch zu machen und auch Frank Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, hätte die sozial geförderte Arbeit als bessere und nicht viel teurere Alternative zur Arbeitslosigkeit bezeichnet. Zusammenfassend stellt der Regionalverbandsdirektor fest: „Wir benötigen mehr individuelle und niedrigschwellige Fördermöglichkeiten. Die erhalten wir am besten, wenn wir einen permanenten Dritten Arbeitsmarkt einrichten. Dass dieser auch bezahlbar ist, hat der Regionalverband in seiner Studie zum Passiv-Aktiv-Tausch bereits 2013 nachgewiesen. Jetzt erwarte ich, dass auf Bundesebene Entscheidungen getroffen werden – zum Wohle der sicherlich teilweise schon entmutigten Betroffenen.“